interesse
das brillenputztuch lag auf den knien, die brille wieder auf der nase. andernorts war er doktor für psychologie, der die einsamkeit anderer menschen studierte. im moment studierte er das marmeladenglas, in dem der marienkäfer krabbelte. durch einen zufall war er vor zwei tagen auf seinen schreibtisch geflogen, war vertraulich auf seiner hand herumgekrabbelt.

den deckel des glases hatte er einen spalt offen gelassen, so dass genügend luft eindringen konnte. doch zeigte der proband erste ermüdungserscheinungen, der nahrungsmangel machte sich bemerkbar. er selbst hatte in den letzten tagen kaum geschlafen, denn eine exakte datenaufnahme war für die analyse unabdingbar. doch bald würde ein akzeptables sample zusammengestellt sein. sorgfältig notierte er jede aktion des tierchens. war dieses in den ersten vierundzwanzig stunden munter in dem glas herumgeschwirrt, so krabbelte es jetzt mühsam den rand des glases hinauf, dem luftstrahl entgegen, um auf der hälfte der strecke torkelnd auf den grund des glasses zurückzufallen.

eine weitere stunde müsste genügen, dachte er bei sich, während er seine aufzeichnungen durchsah. der käfer erreichte jetzt nicht einmal mehr die hälfte der wegstrecke und langsam begann ihn die tätigkeit zu langweilen. er griff nach seinem fahrradschlüssel und drehte den deckel des glases zu.

[home][schreibtisch][überraschung]