nach schlagwerk

wenn doch das klingeln vorüber wär. mehrere sicherheitsschlösser waren an der tür angebracht worden, zur sicherheit, versicherte er sich. schon hörte er auf, die fingernägel gegen den handballen zu drücken. nur noch ein zweites läuten, dann stille.

dort draussen wusste man nicht, welch grossartige dinge er vollbrachte, zwischen einem frischbezogenem bett und ein paar stühlen. wenn er tagein, tagaus bündel von weissen papier beschrieb: sein lexikon der gewöhnlichen dinge. die dinge, sie wollten beschrieben sein, drängten sich ihm auf,penetrierten ihn. nicht, dass sie nicht andernorts schon abgehandelt und dargestellt worden wären, nein, aber es fehlte ihnen seine durchsicht, und, vor allem seine systematik.

er hatte seine arbeit vor gut 12 jahren begonnen. anfänglich hatte er alles aufgenommen, was ihm bei seinem tagesablauf begegnete. doch verliess er seine wohnung in den letzten jahren nur selten, was seine arbeit verkomplizierte. die anzahl der zu beschreibenden dinge verringerte sich, der blick ging nunmehr ins detail.

rauhfasertapetenhubbel. gewölbte, zum teil längliche erhebung vom wandgrund. ausschliesslich in diffuser anhäufung auftretend. widerstand beim streichen.

sein arbeitsrythmus bestimmte eine alten wanduhr, deren pendel geräuschvoll die zeiteinheiten maß. der rhytmus war einfach: schlug das pendel in die eine richtung, hielt er inne, schlug es in die andere, so schrieb er ein wort oder gestattete sich einen gedanken. zuweilen geriet er in bedrängnis, in jenen momenten in denen das pendel stillstand und die uhr neu aufgezogen werden wollte. geschah dies in richtung der tat, war alles gut. doch manchmal verharrte das pendel just in dem moment, wo der rhythmus ein einhalten geboten hätte. für diese momente hatte er sich eine bestimmte legitimation zurechtgelegt: die der notwendigkeit.

schwieriger verhielt es sich mit der zielsetzung. prinzipiell war unklar, wann seine arbeit beendet sein würde. da er nicht davon ausging, dass dies zu seinen lebzeiten der fall sein würde, benötigte es einen nachfolger. so erschien ihm das klingeln an der haustür auf einmal weit weniger schlimm.

klingel. den träger und vollender des werkes ankündigendes schellengeräusch. daraus folgernd: handlungsantizipierendes akkustisches signal mit hoffnung verkörpernder symbolik.


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